Mittwoch, 2. April 2008

Laufen mit Tegla - World Harmony Run Europe Eröffnung in Rom, Teil 2 (27.3.08)



mit Tegla Laroupe

Der World Harmony Run, bei dem 2008 Fackeln der Freundschaft wieder durch alle Länder Europas, alle Staaten der USA, zum ersten Mal um den ganzen australischen Kontinent sowie über weite Strecken in Afrika, Asien, Süd- und Nordamerika getragen werden, will bewusst machen "dass die Welt eine Familie ist, für deren Überleben Frieden und Harmonie entscheidend ist", wie der Hauptkoordinator des Laufs in Rom, Stefano Cenni bei der europäischen Eröffnungsfeier am 27.3. an der FAO erklärte.

James Butler, stellvertretender Generaldirektor der FAO und Gastgeber der Eröffnungszeremonie des World Harmony Run, betonte: "Für die FAO hat die Verknüpfung von Sport und Entwicklung eine lange Tradition... Sportveranstaltungen wie diese sind ein ausgezeichneter Weg, um Bewusstsein zu wecken," und fuhr fort: "Die FAO glaubt an die Kraft des Sports für Frieden und Entwicklung und als ein Mittel, um politischen Willen im Kampf gegen den Hunger auf der Welt zu mobilisieren."



Nach der Fackelübergabe und dem Singen des World Harmony Run Songs an der FAO liefen die Kinder unter Polizeibegleitung mit größter Begeisterung den knappen Kilometer mit zum Colosseum, wo weitere Kinderscharen mit ihren BetreuerInnen warteten, mit gleichfarbigen Kappen ordentlich in kleinen Gruppen aufgestellt, um kurz darauf auf Kommando loszustürmen und sich einen der markierten Sitzplätze zu erobern (oder zu teilen), um gemeinsam das Wort "Harmony" auf dem Kopfsteinpflasterboden zu bilden. Darauf lief Tegla lächelnd durch die Reihen, um jedem Kind Gelegenheit zu geben, einmal die Fackel der Freundschaft zu berühren.



Nach einer kurzen Pause geht es gemeinsam weiter in Richtung Campidoglio, wo der Präfekt Mario Marcone uns am Rathaus erwartet. Sobald ein Kind die Fackel in die Hand bekam, war es kaum mehr zu bremsen. Es ist jedesmal beeindruckend zu sehen, welche Energie Kinder bei diesem Fackellauf entwickeln, wie ihre Augen vor Begeisterung strahlen, und wie sie oft kilometerweit mitlaufen können. (Und jedesmal muss ich daran denken, wieviele Kinder auf der Welt zur Zeit noch ganz andere Dinge in der Hand tragen.)

Wieder einmal kommen mir die Zeilen aus dem Gedicht "Irgendwann" von Hilde Domin in den Sinn, die sie vor vielen Jahren, handgetippt und handsigniert, dem Lauf gewidmet hat, als er zum zweiten Mal durch Heidelberg führte:

"Es wird sein von immer zu immer... wenn es kommt , dieses Lächeln, gleich hell auf den Gesichtern aller Hautfarben." - Hilde Domin




















Auf dem Campidoglio , dem kleinsten der sieben Hügel Roms, mit dem von Michelangelo gestalteten Kapitolsplatz, versammelt sich nochmals die Schar der großen und kleinen Läufer für die dritte Zeremonie mit dem Stadtpräfekten von Rom. Die bereitstehenden Wasserflaschen sind schnell aufgebraucht. Tegla lobt die Kinder: "Über 2 km seid ihr gelaufen - und ich war hinter euch!" Mit der World Harmony Run-Fackel wird eine Flamme auf dem Platz entzündet, dann geht es weiter. 100 km stehen noch auf dem Tagesprogramm, in zwei Gruppen zu laufen.



Bei strahlender Sonne läuft das internationale Team mit Tegla vorbei an Marc Aurel die große Treppe hinab, die Kinder klatschen uns noch ab, dann geht es, zum Glück in gedrosseltem Tempo, durch die Via del Corso an Scharen von Einheimischen und Touristen vorbei zur Piazza del Popolo mit dem ägyptischen Obelisken. Abschied vom Kernteam und Tegla gegen 12:30 Uhr, und noch kurzes gemeinsames Mittagessen mit den Zurückbleibenden. Meine Füße fühlen sich nicht an wie 5 km, sondern wie Marathon, auch mein Kreislauf macht sich bemerkbar infolge der Hitze - eine meiner Schwachstellen. Ein Espresso und viel Wasser helfen ein Stück weit.

Auf dem Weg zum Flughafen kommen die Regenwolken, und als ich gegen 14 Uhr aus dem Taxi steige (Anschlussbus verpasst), strömt der Regen. Man sagt, das Wetter zu beeinflussen sei eine der leichtesten Übungen eines Yogis. Ich weiß nicht wer von uns der große Yogi sein soll - aber vielleicht waren es die gemeinsamen Gebete oder/und "die Regie" von oben, wie der ehemalige Leiter des humanistischen Gymnasiums in Heidelberg so gerne sagt.

Ich sitze in der kleinen Abflughalle und lasse die letzten 24 Stunden Revue passieren. Unglaublich, was in so kurzer Zeit an Erlebnistiefe und -intensität möglich ist. Wie ein kleines Leben, das "eigentliche" Leben. Um nichts in der Welt möchte ich diese Stunden missen. So etwas bleibt innerlich wie eingraviert. Ich beneide meine Freunde, die weiterlaufen, und weiß trotzdem, dass es gut so ist. Jeder hat seine Aufgaben, und bald werde ich Gelegenheit haben, in New York die Fackel zu tragen.

Im Flugzeug bekomme ich Schüttelfrost. Die Sonne, zu wenig Trinken, das Leitungswasser, der Salat? In Karlsruhe sitze ich schlotternd in der Ankunftshalle und warte auf den Bus. Gebe meinem Appetit nach Eiskrem nach - zwei Magnus!!! (Kanal-Trainingskost, dabei will ich für den Heidelberg-Halmarathon und den Mannheim-Marathon noch abnehmen.) Seltsamerweise hilft es. Im Zug geht es mir besser, und zuhause angekommen bin ich wieder fast o.k.

Danke an alle, die diese speziellen Stunden in Rom möglich gemacht haben!

Weitere Photos
Engl. Bericht

Dienstag, 1. April 2008

Laufen mit Tegla - World Harmony Run Europe Eröffnung in Rom, Teil 1


Tegla Loroupe überreicht die Fackel des World Harmony Run James Butler, dem Vize-Generaldirektor der FAO, daneben Gina Lollobrigida, Goodwill-Botschafterin der FAO

Es war ein ganz spezieller Tag. Der Wetterbericht hatte seit einer Woche ausgerechnet für den 27. März für Rom Regen gemeldet, nichts als Regen. Doch als ich am Abend zuvor mit Ryanair in Ciampino ankam, deutete nichts darauf hin. Der Nachthimmel war fast frei - Sterne und einige weiße Wolken. Mehrere Hundert Schulkinder wollten zur Eröffnungsfeier des World Harmony Run am nächsten Tag kommen und mitlaufen - bei Regen würde die ganze Zeremonie buchstäblich zerfließen.

Nach der Team-Besprechung mit vielen vertrauten internationalen Gesichtern (aus USA, GB, Tschechien, Russland...) und einer gemeinsamen Abendmeditation ging es ins Bett. Vorher noch kurzer Blick in den Internet-Wetterbericht für den nächsten Tag: es soll regnen, unverändert, von morgens bis abends. Nach kurzem Schlaf gegen 5 Uhr gespanntes aus dem Fenster blicken: alles trocken. Regensachen werden trotzdem eingepackt.

Eröffnungszeremonie an der FAO in Rom - im Sonnenschein

Gegen 7:30 versammelt sich das internationale Läuferteam an der FAO, mit Blick auf den Circo Massimo, wo 2005 eines der Life 8-Konzerte stattfand, das Colosseum in der Ferne und weitere historische Gebäude und Überreste auf sanften Hügeln, umrahmt von Pinien und anderen südlichen Nadelbäumen, dazu laue Luft - wunderbares Rom- und Italien-Feeling. Hier kamen wir doch 1996 beim Rom-Marathon durch!

Während einige von uns die weißen Luftballons für die Kinder aufblasen, proben die Sänger den World Harmony Run Song. Mit jeder Wiederholung der Worte "of tomorrow's sun" scheint der Himmel heller zu werden, bis schließlich die Sonne durch die weißen Wolken bricht.

Jetzt versammeln sich auch schon die ersten Kindergruppen, spielen mit den Luftballons, und gegen 9:30 beginnt die Zeremonie mit James Butler, Vize-Generaldirektor der FAO, Goodwill-Botschafterin der FAO, Gina Lollobridgida, und Tegla Loroupe, UNICEF-Botschafterin des Sports, erste afrikanische New-York-Marathon-Gewinnerin und ehemalige Marathon-Weltrekordhalterin aus Kenia, die den World Harmony Run Europa schon zweimal zuvor eröffnet hat und den Begründer, Sri Chinmoy, auch persönlich kannte. Tegla engagiert sich selbst durch eigene Projekte mit Kindern und Jugendlichen in Kenia für den Frieden und liebt den World Harmony Run als einen wunderbaren Beitrag zu einer Welt, in der Kinder in Freundschaft und Harmonie und ohne Hunger leben können.

Zum FAO-Bericht (engl.)
zur Rede von James Butler (engl., mp3)

offizieller Kurzbericht deutsch

Fortsetzung folgt