Dienstag, 22. Juli 2008

Neuere Beiträge fürs erste auf der englischen Seite!
www.channel-triathlon.blogspot.com

Eat to Win



Gutes Essen - ein wichtiger Aspekt des Ärmelkanal-Trainings!

Am liebsten gehe ich in Heidelberg zum Essen ins Restaurant Waves in der Kurfürstenanlage (gegenüber Bauhaus) - nicht nur, weil ich im Moment von ihnen gesponsert werde und gratis essen darf, sondern weil ich das Essen dort wirklich liebe: von mexikanischem Omelette mit Salsa und Bohnen über Burritos bis zu Tofu-Salat, kalifornischem "Meat Loaf" (Tofuauflauf) und Chinesischem Wok - es ist schwer sich zu entscheiden. Und dann noch Dessert - ganz wichtig fürs Training! Danke, liebes Waves-Team!

Das Waves ist übrigens auch Info- und Kontakt-Stelle, wenn es losgeht!



Von links: Kai, ein sehr guter Läufer, Marc, der wann immer er es einrichten kann am World Harmony Run teilnimmt, and Saumya, der ein absolut selbstloser Helfer bei meiner ersten Ärmelkanalüberquerung 1985 war und einer der beiden Chefs im Waves ist. Kallol, der zweite Chef, liebt Mountain-Biken und Bergsteigen und hat u.a. den Marathon des Sables absolviert (wollte leider nicht mit aufs Bild).

"Eat - train - sleep" - Essen, trainieren, schlafen - die Hauptdisziplinen eines Triathleten. Das weiß ich, seit ich ein paar Triathlon-Socken mit dieser Aufschrift geschenkt bekam. Und für den Ärmelkanal, wo man eher ein paar Pfund mehr braucht, ist das Essen besonders wichtig. Allerdings: zuviel "Junk Food", sprich leere Kalorien, ist auch nicht gut für die Fitness und das Wohlbefinden. Aber ein großes Eis mit Sahne oder ein Joghurt-Sahne-Dessert darf es schon mal sein.

Was also isst ein Vegetarier, der einen Ultra-Triathlon plant? Ich tendiere zur Einfachheit: Viel Haferflocken, auch mal ungewöhnlich: mit heißer Gemüsebrühe und einem Ei daruntergemischt - echtes Power-Frühstück! Oder auch mit Soyadrink und etwas Ahornsirup. Für Eiweiß viel Bohnen (Chili-Bohnen), rote Linsen, Soya/Tofu, Buttermilch (Milch und Joghurt eher wenig, verschleimt) und Eier. Oft Gemüsesuppe mit Linsen oder Vollkornnudeln - einfach TK-Gemüse (z.B. Asia bei Edeka), Tomatenmark oder -püree, Gemüsebrühe, etwas Ingwer mit Nudeln oder roten Linsen zusammen aufkochen und ziehen lassen. Weißmehl, weißer Zucker etc. wird eher gemieden, lieber Vollkornbrot, auch mal mit Käse, viel Salat, Gemüse der Saison, und sehr viel Äpfel, Bananen, Rosinen, Datteln und Walnüsse - alles was möglichst natürlich ist mit hoher Vitalstoffdichte. Kalorien dürfen schon sein.

Beim Training gebe ich Maltodextrin mit in die Haferflocken oder den Drink. Trinken ist ganz wichtig! Viel Wasser! Fertige Sportgetränke eher selten. Sehr gerne am Morgen oder nach dem Sport trinke ich frischen Zitronensaft mit Neera-Sirup und einer Prise Cayenne. Der Neera-Drink wirkt basisch im Körper, der Neera-Sirup liefert gute Kohlenhydrate und Mineralstoffe, und Zitrone ist für Sportler sowieso gut (Vit. C ist entzündungshemmend und fängt freie Radikale). Nach dem Kanal werde ich wohl auch wieder ein paar Tage die Neera-Kur machen, um schneller die überflüssigen Pfunde wieder loszuwerden.

An Nahrungsergänzung nehme ich Magnesium um Krämpfen vorzubeugen, ein Multi-Mineralstoff- und Vitaminpräparat von Tisso und Blütenpollenkapseln mit Gelée Royale - Bienenprodukte haben im Ausdauersport eine lange Tradition. Auch Gerstengrassaft steht im Regal - ich sollte ihn öfters nehmen.

Dienstag, 15. Juli 2008

12./13.Juli; 13 h Silbersee (7+6)

Der erste "split Channel swim" - 7 Stunden in Wind und Wellen, 6 h im ruhigen See (+ 3 h bike)



Endlich - der erste "split Channel swim", wie man in Dover sagt. Bei mir evtl. nicht ganz zutreffend, ich werde wohl etwas länger als 13 h im Kanal herumschwimmen - aber wenn man schon soviel dafür bezahlt, muss es ja nicht so schnell vorbei sein! Wichtig nur, rechtzeitig fit genug zu werden, um es gut durchzustehen. Und dafür sind die long swims sehr wichtig. Meine körperlichen Grenzen sind, wie bei vielen, Schultern und Ellebogen - wenn ich zuviel machen will, Krafttraining, Intervall etc. , handle ich mir Entzündungen und Schmerzen ein. Man muss einen Mittelweg finden. Zudem habe ich drei Disziplinen (Laufen sehr vernachlässigt) und arbeite auch noch ein bisschen....

Samstag 12.7.

Nach nur 2 x 45 Min. Schwimmen am Montag in Dover, und am Mittwoch im Pool (Dienstag Reise, Do eingeschlafen, Freitag Kiesertraining, evtl. sogar zuviel) und großer Müdigkeit die ganze Woche über, hatte ich mir wieder ein Intensiv-Wochenende am Silbersee vorgenommen: 7 und 6 Stunden.

Auf der Fahrt dorthin fühlte ich mich so schlapp - konnte mir nicht vorstellen, wie es funktionieren soll. Mir kam Sri Aurobindos Spruch in den Sinn: "All can be done when the God-touch is there," und ich wiederholte ihn für mich einige Zeit. Bei Ultras erfährt man immer wieder, dass es eine innere oder höhere Kraft gibt, aus der man schöpfen kann, wenn man schon längst glaubt, physisch an der Grenze zu sein. Das ist das Faszinierende daran.

Am See war es windig wie noch nie - sogar in der ersten geschützteren Seehälfte musste man gegen die Wellen anschwimmen. Super-Training für Kanal-Bedingungen. Die ersten 2 Std. waren mental wieder die schwierigsten, bis der "Flow" langsam kommt und die Freude an der Bewegung. Keine Sonne am Anfang, zum Glück aber auch nicht der vor 2 Tagen noch angekündigte Regen, und am liebsten wäre ich zurück ins Bett, Noch soviele Stunden Arbeit vor mir! Wasser ca. 20-21°C (trotzdem hie und da Frösteln!)

Nach 4 h schon Kältegefühl - wie hatte das in Dover am Sonntag funktioniert! Mehr Endorphine? Kurze Pause, trockener Badeanzug und kurzes Aufwärmen in der Sonne, die jetzt öfter rauskam.

Ich dachte viel an Dover und die Schwimmer dort, die auch 7/6 h-Schwimms vorhatten, bei 16°C! Gegen Ende der 7 h kam die Sonne voll durch, die Luftblasen beim Eintauchen der Arme wirkten wie glitzernder Sternenstaub. Ich liebe es, die Schönheit der Elemente mit zunehmender Schwimmdauer intensiver zu erleben. Und war sehr dankbar, die 7 h durchgehalten zu haben.

Meine rechte Schulter allerdings hatte begonnen, so weh zu tun, dass Rückenschwimmen, das ich zum Ausschwimmen für einige Meter meist mache, nicht mehr möglich war. Oh-oh! Wie soll das morgen werden!

Abends Pferdesalbe drauf (auch für Menschen gut) mit Arnika, Kampfer etc., homöopathisches Arnika, Vitamin C, Licht-Visualisation etc. Schaun mer mal!

Sonntag, 13.7.

Todmüde aufgewacht, draußen regnet es! Ich finde die Regenhose nicht und habe eine gute Ausrede, den späteren Zug zu nehmen. Wegen Gleisbauarbeiten am Wochenende 1 h Bike von Mannheim nach Roxheim, jetzt kommt die Sonne schon raus und der Energielevel steigt.

Am See leicht gekräuselte Oberfläche, Sonne, aber ich habe keine Lust ins Wasser zu gehen. 6 h - muss das sein? Sitze lange am Ufer, aber es hilft nichts. An die Arbeit - schließlich wollen wir am Abend zufrieden sein und außerdem in Frankreich ankommen, versuche ich mich selbst zu motivieren. Außerdem ist dieses Wetter wie ein Geschenk. Ich beruhige meinen Verstand indem ich ihm sage, auf jeden Fall drei Stunden, dann können immer noch biken gehen.

Erstaunlich: sobald ich im Wasser war, fühlte es sich gut an und ich war sicher, ich würde 6 h schaffen, in den üblichen 2-Stunden-Sets. Die Schulter war o.k.. Während der ersten 30 Min. waren die Arme natürlich steif von gestern und ich fühlte mich noch schlapp, aber dann kam die Energie wieder. Das Wasser war zum Glück sehr ruhig - nochmal 6 h Wellen wäre im Moment evtl. zuviel gewesen.



Schwimmen mit den Schwänen (Foto zwar vom Bodensee, aber am Sonntag hatte ich mehrfach Schwanbegleitung auf dem Silbersee)

Ich zählte 8., 9., 10. Stunde statt 1-2-3 etc., dachte an Dover und die Schwimmer, die heute gestartet waren und im Kanal unterwegs waren. Trotzdem schleppten sich die ersten 4 Stunden, mir wurde wieder kalt. Ich gönnte mir eine 15 minütige Cappuchino-Pause in der Sonne (mit Brezel und Eiwaffeln), genoss den Blick über den See, und als ich wieder losschwamm, war auf einmal die Freude wieder da! Die letzten 2 Stunden waren wieder die "einfachsten", der Druck war weg, man freut sich, es fast geschafft zu haben und legt nochmal zu, genießt Sonne, Himmel, Wasser. Witzigerweise meldete sich immer wieder mal die linke Schulter (statt der rechten), zeitweise lahmte meine linke Hand etwas - irgendein Nerv oder Energie-Ungleichgewicht, aber solche Dinge kommen und gehen. Ich versuche dann, bewusste gute Energie in die betreffenden Körperstellen zu senden, schaden tut es jedenfalls nicht.

13 Stunden geschafft - ich war so dankbar! Nächste Woche sind noch ein langer Schwimm und ein long bike geplant, übernächste Woche in Dover dann der nächste 7/6-Stunden-Schwimm unter verschärften Bedingungen. (Ab 24. 7. bin ich drüben zum Akklimatisieren.)

Laufen und Biken stand in der letzten Zeit ein bisschen im Hintergrund, weil der Kanal absolute Priorität hat - wenn ich es erstmal nach Calais schaffe, sollte der Rest nur eine Frage der Zeit sein, und da gibt es keinen Cut-off! Für mich ist die Endzeit nicht wichtig - es ist mehr eine innere Reise, vielleicht eine Art Jakobsweg meinte meine Schwester. Eine Dame aus Deal, Frau eines Schwimmtrainers, mit der ich in Dover am Wochenende ins Gespräch kam, meinte zur Motivation der meisten Ärmelkanalschwimmer: "It's a quest" - eine innere Suche. Ein schöner Ausdruck, erinnert an die indianische "vision quest - Visionssuche". Und viele sagen, der Ärmelkanal ist eine Erfahrung, die ihr Leben verändert hat.

Montag/Dienstag:
2 + 3 h bike Schönau/Weinheim, 1 h Schwimmen im Waidsee am Di.

Freitag, 11. Juli 2008

8 Std. Kaltwassertraing in Dover, 5.-7. Juli



Auf dem Weg nach Dover (4. Juli 08)

Gut vier Wochen vor meiner Schwimm-Tide (7.-16. August) habe ich es endlich über ein Wochenende nach Dover geschafft. Es war mir wichtig, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was mich erwartet und wo ich mit meinem Training stehe.

Mit dem Zug von Heidelberg nach Calais, mit der Fähre nach Dover - eine Tagesreise, aber ich wollte die Fähre nehmen um die Strecke wieder zu sehen. Der Kanal war ruhig, glitzerte in der Sonne, die weißen Kreidefelsen von Dover waren schon von Frankreich aus zu sehen.

Abends, nach dem Einchecken im Westbank Guest House, kurzer Spaziergang zum Hafen und nur mit den Beinen ins Wasser - Temperatur erschien "erträglich". Hier vom Hafen konnte man wiederum die französische Küste sehen! Sehr ungewöhnlich, meist ist sie im Dunst verschwunden.

Samstag, 1. Training (5. Juli)

Samstag schien wieder die Sonne, auch wenn der Wind zugenommen hatte. Um 9 Uhr waren schon über 30 Schwimmer aus aller Welt am "Swimmers Beach" versammelt, wo die numerierten Badekappen verteilt wurden: rot für lange Schwimms (3-6 Stunden), gelb für die kürzeren (1-2 Stunden) der Staffeln oder Neuankömmlinge wie mich.



Der lange Marsch in schwimmbares Wasser....

Mein Ziel: so lange im knapp 16 Grad kalten Wasser aushalten wie möglich. Nach einigen Hallos und Begrüßungen ab ins Wasser. Zuerst biss die Kälte scharf ins Gesicht, aber schon nach kurzer Zeit legte sich das Gefühl. Eine Runde - links zum Ost-Dock, zurück zum Prince of Wales Pier (PofW) und wieder zurück zum Swimmers Beach - ist bei mir gut 1 Stunde.


Mit Alison Streeter, "Queen of the Channel" mit 43 erfolgreichen Durchquerungen. Sie hat dieses Jahr ihr eigenes Boot und ist mein Pilot. Sie kennt viele Schwimmer unseres Sri Chinmoy Marathon Teams persönlich, war schon beim Zürichseeschwimmen dabei und wurde von Sri Chinmoy in Australien für ihre Inspiration mit dem "Lifting up the World with a Oneness-Heart"-Award geehrt.

Es war ein super Gefühl, im salzigen Meerwasser mit wesentlich stärkerem Auftrieb in kräftigen Wellen zu schwimmen. Auch die Kälte tat eigentlich gut. Am Ende der ersten Runde jedoch begannen meine Finger taub zu werden und fast zu flattern im Wasser - ein komisches Gefühl. Also stieg ich aus dem Wasser, wechselte in einen trockenen Badeanzug, zog mich dick an und wärmte mich in der Sonne und mit Joggen auf.



Margit und Vasanti - nach dem ersten "Dip"

Bei der nächsten Runde dasselbe - als die Finger taub wurden, ging ich wieder zum Aufwärmen raus. Ich hielt es für besser, langsam zu akklimatisieren - meist war ich zuhause in 20-25 Grad warmem Wasser geschwommen!

Als die 6-Stunden-Schwimmer zur letzten Runde ansetzten, schwamm ich meine dritte Runde - und war einigermaßen happy in der Hoffnung, am nächsten Tag mehr zu schaffen.

Margit, eine hervorragende Freiwasserschwimmerin aus Deutschland, die letztes Jahr als schnellste deutsche Frau geschwommen war, sah nach 2 Stunden ebenso durchgefroren aus wie Miyuki, eine Japanerin, die in wenigen Tagen schwimmen will und den Kanal schon 5 mal geschafft hat! Na, dann kann es ja nicht so schlimm sein, sich an die Kälte zu gewöhnen.

Abends noch einen langen Spaziergang zum Shakespeare Beach und Cliff, von wo die meisten Kanalschwimms starten, kurze Meditation dort mit der Vorstellung, die deutlich sichtbare Küste zu erreichen. Abschreckend eher die endlose Reihe von Containerschiffen, Supertankern etc., die sich in der Ferne von links nach rechts und von rechts nach links durch die beiden Schifffahrtsstraßen bewegen. Wie schaffen unsere Boote das, die Schwimmer da durchzulotsen!?! Und dann kommt vor der Küste natürlich noch die Strömung ab der 9. oder 10. Stunde!



Shakespeare Beach - am Horizont sieht man Frankreich! (großklicken)

Sonntag, 6. Juli

Um 9 Uhr wieder am Strand. Diesmal unter verschärften Bedingungen. Es windet noch stärker, und es regnet!



Der Kanal zeigt sein anderes Gesicht!



Freda und eine weitere unerschrockene und selbstlose Helfer-Seele

Freda, die Mutter von Alison Streeter, der "Queen of the Channel" mit 43 Durchquerungen, betreut die Schwimmer am Wochenende bei ihrem Training ehrenamtlich. Heute bitte ich sie um die rote Kappe, da ich mehr als zwei Stunden am Stück schwimmen will. Ich halte mich sogar an die Gepflogenheiten und komme erst nach der 2. Runde zum "Füttern" an Land - evtl. ein Fehler. Es gibt einen Becher warmes Maxim - das Standardgetränk vieler Kanalschwimmer mit Maltodextrin, Glucose und Vitaminen - dann ab zur nächsten Runde. Heute ist es so "choppy" - wellig - dass wir nicht ganz bis zum östlichen Dock schwimmen dürfen. Beim dritten Feed gibt es zum Maxim noch einen Schokoriegel. Aber die Pause ist minimal.

Im Kopf male ich mir schon aus, wie ich sicher 5 Stunden schaffe, dann kleine Aufwärm-Pause mache und noch eine 6. Runde draufsetze. 6 Stunden wäre der Qualifying Swim für den Kanal, allerdings am Stück natürlich. Ich kann ihn auch noch beim nächsten Mal machen, daher kein Druck.

Die Finger, die am Anfang wieder taub wurden, haben sich im Wasser wieder aufgewärmt - d.h. die Durchblutung funktioniert, der Körper gewöhnt sich an die Bedingungen. Am Ende der 4. Runde jedoch - die Luft ist fast kälter als das Wasser, keine Sonne wärmt diesmal - kriecht die Kälte in meinen Körper, sicher auch weil ich zu wenig Kohlenhydrate zu mir genommen habe. Zwei Becher pro Feed hätten es schon sein müssen. Als ich zur nächsten Fütterung an den Strand schwimme, fragt mich der Helfer: "Fertig?" (eine ganze Reihe von Schwimmern hat nur 4 Stunden vor) - und ich nehme das als Stichwort und steige aus dem Wasser. Hätte er gesagt: "Super, du schaffst auch noch eine Runde!", wäre ich wahrscheinlich nochmal losgeschwommen!

Jetzt begann es auch noch zu regnen und der Wind wurde noch stärker, sodass nach dem Umziehen nicht wirklich mehr an ein erneutes ins Wasser gehen zu denken war. 6 Stunden wären befriedigender gewesen, aber auch 4 Stunden am Stück beim ersten Mal ist nicht schlecht. (1985, als ich beim ersten Schwimm im Hafen problemlos 7 Stunden schaffte, hatte ich 10 kg mehr drauf und war besser ausgeruht - und ein paar Jährchen jünger!)



Eisessen ist auch eine Form von Kältetraining...

Abends noch eine Stunde joggen, essen und ins Bett, in der Hoffnung auf Sonne und noch einen langen Schwimm am nächsten Tag.

Montag, 7. July

Um 9 Uhr wollten wir uns mit Margit, Miyuki und ihrem Coach am Strand treffen. Aber es windete und regnete. Ich war zuerst da (Kamera zuhause gelassen) und beobachtete einen Australier, der in den hohen Wellen im aufgewühlten graubraunen Wasser mutterseelenallein eine kurze Runde drehte.

Als die anderen kamen, wollten sie nicht schwimmen - Margit, weil sie sich für die Freiwassermeisterschaften am Chiemsee in Kürze keine Erkältung holen wollte, und Miyuki, weil sie vor ihrem Schwimm nicht mehr viel trainieren muss/will. Wobei Kältetraining für sie noch wichtig ist, dachte ich bei mir. Da für Nachmittag Sonne gemeldet war, vereinbarten wir, um 3 Uhr schwimmen zu gehen. Alleine im Wasser hätte ich mich jetzt sicher nicht wohlgefühlt.

Als ich um 3 Uhr wieder zum Strand kam, war weder die Sonne da, noch meine Mitschwimmer. Als sie dann gegen 4 Uhr auftauchten und mit ihnen sich die Sonne einen Weg durch die Wolken bahnte, merkte ich, dass ich vergessen hatte, dass meine Uhr noch deutsche Zeit anzeigt.

Das Meer war immer noch wild, mit der Flut war die Brandung am Strand fast gefährlich geworden, aber ich konnte Miyuki zu einer halben Stunde überreden. Als wir erstmal im Wasser waren, machte es richtig Spaß, vor allem auch, in fast gleichem Tempo nebeneinander zu schwimmen (Dass Miyuki es 4x in 13+ Stunden geschafft hatte und einmal in 17:03, machte mir noch mehr Mut!). Es wurden 45 Minuten, und wir wären sicher noch länger geblieben, wenn der Wind nicht noch stärker geworden wäre und ich ein mulmiges Gefühl im Bauch bekam. Lieber raus, auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an. Am Schwimmers Beach spritzte die Gischt so hoch, dass ich es vorzug, an einem flacheren Strandabschnitt an Land zu gehen. Dennoch wurde Miyuki von einer großen Welle schön in die Kiesel gedrückt - zum Glück ohne Blessuren.

Abends noch per Bus zum Varne Ridge Caravan Park bei Folkestone, wo wir ab dem 7. August mit den Helfern untergebracht sind, und von dort über die Klippen zurückgejoggt - eine irrsinnig schöne Aussicht über den Kanal und die Weißen Klippen!

Am Dienstag 8:30 Fähre nach Calais - jetzt anfangs wieder im Sonnenschein - und mit dem Zug zurück nach Heidelberg. Ich freue mich schon riesig, wieder nach Dover zurückzukehren - der Countdown läuft immer schneller!



Eine Möve wartet auf Fütterung - sie erinnert mich an den "Ecstasy-bird" aus dem Ärmelkanal-Lied....

Mittwoch, 2. Juli 2008

28./29. Juni - Wind und Wellen am Silbersee - 7 & 5 Std.

Und wieder eine Regatta...



Am liebsten wäre ich wieder zum Bodensee gefahren, der Wellen und des kühleren Wassers wegen, aber es war zu kompliziert und wäre insgesamt recht teuer geworden, vor allem für einen Long Swim - Bahn, Boot, Helfer aus Zürich - und die Wassertemperatur am Bodensee war in den letzten Tagen auch beträchtlich gestiegen.

Über Google nach kalten Seen gesucht - aber alle sind zu weit weg. Der Aufwand lohnt nicht, da am nächsten Wochenende 3 Tage Dover geplant sind - um langsam den Ernst der Sache zu begreifen und die ersten Trainingseinheiten im 15-16°C kalten Channel-Wasser zu absolvieren. Ich freue mich riesig darauf!

Für den Silbersee in Roxheim waren Wind und Wellen angekündigt, die Woche hatte es geregnet, kühle Nächte und tagsüber nicht allzu warm, wäre sicher kein schlechtes Training, dazu könnte ich früher starten und länger bleiben, sogar ohne Helfer. Also: warum in die Ferne schweifen?

Ursprünglich hatte ich einen langen Schwimm für Samstag und eine lange Radeinheit für Sonntag geplant. Doch im Moment spüre ich, dass der Kanal absolute Priorität braucht. Wenn ich erst mal in Calais bin, geht es schon irgendwie weiter. Also: Rad auf 2 Wochen später verschoben, dafür 7 und 5 Stunden geplant, wenn möglich auch mehr.

Samstag zum ersten Mal schon auf den 6:54-Zug, gegen 9 Uhr am See, mutterseelenallein. Himmel bedeckt, Wasser kühl. Überhaupt keine Lust, ins Wasser zu gehen. Erstmal Langhalsgänse und ihre 12 Jungen füttern gehen, am Ufer ein Stück Erkundungsspaziergang. Umziehen und Frühstück (Vollkornhafer-Babybrei). Kurz vor 10 Uhr ins Wasser. Bei den ersten beiden Runden kommen denke ich immer wieder "Muss das sein? Wie schön wäre es jetzt zuhause auf dem Sofa - einen Tag mal ausruhen und morgen dafür einen ultralangen Schwimm... Haha!" Ein anderer Teil in mir weiß, dass das Unsinn ist - zuhause wäre ich keinesfalls glücklich, hier ist der Ort, wo ich im Moment an der richtigen Stelle bin und meinen "Job" machen muss, bzw. darf - wenn mir der Kanal ernst ist. Außerdem - hier muss ich schon lächeln - wie würde das im Blog klingen!

Also weiter - auch wenn Motivation und Inspiration noch schlafen (positiv formuliert). Nach jeder Stunde (= Runde) gönne ich mir kurz eine Pause für einen Schluck süßen Tee oder einen Snack. Versuche mich die erste, schwierige Zeit auf irgendeine spirituelle Eigenschaft zu konzentrieren, bleibe bei "Licht" hängen, und wiederhole das Wort beim Schwimmen im lichtlosen Morgen.

Bei der dritten Runde frischt der Wind auf - jetzt fängt es an, Spaß zu machen, mit der größeren Anstrengung kommt der Flow.

Bei Runde 4 - ich genieße gerade das erste Sonnenglitzern auf den Wellen, die z.T. sogar Schaumkronen ("white horses") tragen - kommen die Windsurfer, und auf dem Rückweg fährt ein Motorboot an mich heran um mir mitzuteilen, dass ich mitten durch eine Regatta schwimme. Ob ich mich nicht etwas mehr am Ufer halten kann?

Zuerst fühle ich mein ganzes Programm durcheinander gebracht - gerade den zweiten Teil des Sees, wo der Wind freie Bahn hat, nicht schwimmen zu können, wie ärgerlich! Wo das Wellen-Training jetzt so wichtig wäre, und so Spaß macht! Dann versuche ich es einfach. Ab der Hälfte schwimme ich am Ufer entlang zu meinen "goldenen Strand", Surfer kommen mir kaum in die Quere, und in Ufernähe ist es genauso wellig. Beim Rückweg wieder Sonnentanz auf den Wellen - ich tauche völlig ein in eine Licht-Wasser-Welt.

Die neue Route macht sogar Spaß - mir wird wieder bewusst, wie gut es tun kann, aus einer Routine auszubrechen, Neues zu entdecken. Im Yoga geht es auch darum, nicht an Dingen/Personen/Situationen zu haften - aber Loslassen, ohne Angst oder Ärger, ist immer ein Stück Überwindung, die aber meist belohnt wird.

Die Taktik war: 5 Runden/Stunden, dann noch 2 drauf. Am Ende der 6. Runde wieder das gute Gefühl: Kanal-Mitte. Aber dann großer Kampf: Ein Teil in mir sagt: "Das reicht jetzt, den Rest machen wir morgen." Die Wellen sind spürbar in Arme und Schultern gegangen, ich fröstle immer wieder. Ein anderer Teil in mir spürt, das das Kneifen wäre. Ich wechsle in einen trockenen Badeanzug, mache Pause, wärme mich auf. Die Sonne strahlt warm, Kinder tollen und lachen im Wasser - jetzt nach Hause gehen? Nein. Kurze Überwindung, und los geht es. Das Wasser fühlt sich kühler an als am Morgen, obwohl es sicher wärmer ist. Dennoch: Die 7. Stunde ist wieder die schönste, die Regatta ist vorbei, ich habe freie Bahn, es fließt. Auf dem Rückweg bin ich jedoch froh, fertig zu sein. Eine 8. Runde ist heute definitiv nicht drin, zudem will ich rechtzeitig nach Hause für ein Abendtreffen und noch Kraft für Sonntag aufheben. Mit dem Rad geht es noch 1 Stunde über die Sommerfelder nach Mannheim.

Sonntag erst kurz vor 11 Uhr ins Wasser (nach 1 h Fahrrad von Mannheim, abends auch 1 h zurück). Die Arme sind so schwer, dass ich das Gefühl habe zu kriechen oder in Zeitlupe zu schwimmen. Nach kurzer Zeit jedoch beginnt es schon wieder zu fließen und ein Gefühl von Kraft und Energe stellt sich ein. Heute ist es windstill, keine Surfer mehr, auch die Sonne ist schon da.

Ich zähle nicht erste, zweite, dritte Runde, sondern achte, neunte, zehnte....

Bei der 3. Runde wieder schwere Arme - an mehr als 5 h ist sicher nicht zu denken. Nach einer längeren Pause mit Wechsel in einen trockenen Badeanzug und kurzem Aufwärmen (Wasser ist ca 20 °C) kommt bei der nächsten Runde wieder die Power. Ich muss an den Satz von Sri Chinmoy denken "We are truely unlimited ... - wir sind in Wahrheit unbegrenzt, wenn wir es wagen und daran glauben."

Zweimal komme ich bei meinen Pausen mit den DLRG-Helfern ins Gespräch, bei denen ich inzwischen bekannt bin. Angenehme Pausenverlängerung. Dafür macht das Schwimmen danach wieder mehr Spaß. Die letzten beiden Runden strahlt die Sonne so ins Wasser, dass es scheint, als kämen die Lichtsstrahlen aus der Tiefe - man fühlt sich wie in einem Meer von Licht, ein wunderbares Gefühl, das ich auch damals im Kanal lange Zeit hatte.

Eine 6. Runde ist jedoch nicht mehr drin. Wenn es sein müsste, ginge es natürlich, aber ich habe kein gutes Gefühl, meinen Körper zu pushen. Auch wenn 13 gut klingen würde - 12 Stunden für das Wochenende sind auch nicht schlecht.

Ich hatte beim Schwimmen viel zurückgedacht an 1985, als ich Ende Juni meinen letzten langen Trainingsschwimm vor Dover hier absolviert hatte: 12 h an einem Tag! Mit einer Freundin waren wir gegen 5 Uhr in Heidelberg mit dem Auto losgefahren. Der See lag in einer wunderbaren stillen Morgenstimmung mit spiegelglattem Wasser, und ich probierte das erste Mal den "Channel Grease" aus, eine Mischung aus Lanolin und Paraffin, die etwas vor Kälte schützt aber extrem klebrig ist. In meiner Unerfahrenheit trug ich den Grease auf den Badeanzug auf, der daraufhin im kalten Wasser, wo das Fett fest wurde und die Elastizität des Stoffs aufhob, wie ein Bremsballon an meinem Körper hing. Daraufhin musste meine Freundin zurückfahren und einen anderen Badeanzug holen, während ich schon mal allein die erste Runde ohne schwamm - allein in dieser wunderschönen Morgenstimmung. Später kamen dann noch weitere Mitglieder von unserem Team zum rudern und schwimmen, den meisten war es aber schnell zu kalt (damals war es sicher nicht mehr als 17/18 Grad). Es war wie ein Familienausflug.

Die 12 Stunden von diesem Wochenende widmete ich innerlich dieser Freundin, die nach einer Hirntumor-Erkrankung vor einigen Monaten dieser Welt Lebewohl gesagt hat. Ich hatte das Gefühl, sie sei wieder dabei gewesen. Und musste daran denken, wie wichtig es ist, sich nicht von seinen Träumen und Zielen abbringen zu lassen - niemand weiß, wieviel Zeit er hier auf der Erde zur Verfügung hat!

Jetzt freue ich mich riesig auf Dover. Freitag (4.7.) früh geht es los, mit Zug und Fähre, Dienstag zurück. Ziel: soviel Schwimmtraining im Hafen wie möglich, besser einschätzen können wo ich stehe, das Boot begutachten und ein paar Dinge mit dem Piloten klären, und letztlich noch etwas Intensität für die letzte Zeit der Vorbereitung gewinnen.

P.S.: Sonntag abend natürlich noch das Fußball-EM-Finale geschaut. Hatte auf Spanien getippt und war happy, dass das beste Team des Turniers auch gewann. Vize-Europameister ist ja auch eine Super-Leistung!

(Witzig: Als ich am Dienstagabend nach dem Schwimmtraining im Freibad durch Bammental fuhr, kam gerade Bundestrainer-Assistent Hansi Flick von seinem großen Empfang aus dem Rathaus, und ich konnte es mir nicht verkneifen, inmitten einer Horde von Kindern auch ein Autogramm zu holen - immerhin hat die TSG Hoffenheim während seiner Zeit als Trainer dort auch beim World Harmony Run mitgemacht!)