Dienstag, 15. Juli 2008

12./13.Juli; 13 h Silbersee (7+6)

Der erste "split Channel swim" - 7 Stunden in Wind und Wellen, 6 h im ruhigen See (+ 3 h bike)



Endlich - der erste "split Channel swim", wie man in Dover sagt. Bei mir evtl. nicht ganz zutreffend, ich werde wohl etwas länger als 13 h im Kanal herumschwimmen - aber wenn man schon soviel dafür bezahlt, muss es ja nicht so schnell vorbei sein! Wichtig nur, rechtzeitig fit genug zu werden, um es gut durchzustehen. Und dafür sind die long swims sehr wichtig. Meine körperlichen Grenzen sind, wie bei vielen, Schultern und Ellebogen - wenn ich zuviel machen will, Krafttraining, Intervall etc. , handle ich mir Entzündungen und Schmerzen ein. Man muss einen Mittelweg finden. Zudem habe ich drei Disziplinen (Laufen sehr vernachlässigt) und arbeite auch noch ein bisschen....

Samstag 12.7.

Nach nur 2 x 45 Min. Schwimmen am Montag in Dover, und am Mittwoch im Pool (Dienstag Reise, Do eingeschlafen, Freitag Kiesertraining, evtl. sogar zuviel) und großer Müdigkeit die ganze Woche über, hatte ich mir wieder ein Intensiv-Wochenende am Silbersee vorgenommen: 7 und 6 Stunden.

Auf der Fahrt dorthin fühlte ich mich so schlapp - konnte mir nicht vorstellen, wie es funktionieren soll. Mir kam Sri Aurobindos Spruch in den Sinn: "All can be done when the God-touch is there," und ich wiederholte ihn für mich einige Zeit. Bei Ultras erfährt man immer wieder, dass es eine innere oder höhere Kraft gibt, aus der man schöpfen kann, wenn man schon längst glaubt, physisch an der Grenze zu sein. Das ist das Faszinierende daran.

Am See war es windig wie noch nie - sogar in der ersten geschützteren Seehälfte musste man gegen die Wellen anschwimmen. Super-Training für Kanal-Bedingungen. Die ersten 2 Std. waren mental wieder die schwierigsten, bis der "Flow" langsam kommt und die Freude an der Bewegung. Keine Sonne am Anfang, zum Glück aber auch nicht der vor 2 Tagen noch angekündigte Regen, und am liebsten wäre ich zurück ins Bett, Noch soviele Stunden Arbeit vor mir! Wasser ca. 20-21°C (trotzdem hie und da Frösteln!)

Nach 4 h schon Kältegefühl - wie hatte das in Dover am Sonntag funktioniert! Mehr Endorphine? Kurze Pause, trockener Badeanzug und kurzes Aufwärmen in der Sonne, die jetzt öfter rauskam.

Ich dachte viel an Dover und die Schwimmer dort, die auch 7/6 h-Schwimms vorhatten, bei 16°C! Gegen Ende der 7 h kam die Sonne voll durch, die Luftblasen beim Eintauchen der Arme wirkten wie glitzernder Sternenstaub. Ich liebe es, die Schönheit der Elemente mit zunehmender Schwimmdauer intensiver zu erleben. Und war sehr dankbar, die 7 h durchgehalten zu haben.

Meine rechte Schulter allerdings hatte begonnen, so weh zu tun, dass Rückenschwimmen, das ich zum Ausschwimmen für einige Meter meist mache, nicht mehr möglich war. Oh-oh! Wie soll das morgen werden!

Abends Pferdesalbe drauf (auch für Menschen gut) mit Arnika, Kampfer etc., homöopathisches Arnika, Vitamin C, Licht-Visualisation etc. Schaun mer mal!

Sonntag, 13.7.

Todmüde aufgewacht, draußen regnet es! Ich finde die Regenhose nicht und habe eine gute Ausrede, den späteren Zug zu nehmen. Wegen Gleisbauarbeiten am Wochenende 1 h Bike von Mannheim nach Roxheim, jetzt kommt die Sonne schon raus und der Energielevel steigt.

Am See leicht gekräuselte Oberfläche, Sonne, aber ich habe keine Lust ins Wasser zu gehen. 6 h - muss das sein? Sitze lange am Ufer, aber es hilft nichts. An die Arbeit - schließlich wollen wir am Abend zufrieden sein und außerdem in Frankreich ankommen, versuche ich mich selbst zu motivieren. Außerdem ist dieses Wetter wie ein Geschenk. Ich beruhige meinen Verstand indem ich ihm sage, auf jeden Fall drei Stunden, dann können immer noch biken gehen.

Erstaunlich: sobald ich im Wasser war, fühlte es sich gut an und ich war sicher, ich würde 6 h schaffen, in den üblichen 2-Stunden-Sets. Die Schulter war o.k.. Während der ersten 30 Min. waren die Arme natürlich steif von gestern und ich fühlte mich noch schlapp, aber dann kam die Energie wieder. Das Wasser war zum Glück sehr ruhig - nochmal 6 h Wellen wäre im Moment evtl. zuviel gewesen.



Schwimmen mit den Schwänen (Foto zwar vom Bodensee, aber am Sonntag hatte ich mehrfach Schwanbegleitung auf dem Silbersee)

Ich zählte 8., 9., 10. Stunde statt 1-2-3 etc., dachte an Dover und die Schwimmer, die heute gestartet waren und im Kanal unterwegs waren. Trotzdem schleppten sich die ersten 4 Stunden, mir wurde wieder kalt. Ich gönnte mir eine 15 minütige Cappuchino-Pause in der Sonne (mit Brezel und Eiwaffeln), genoss den Blick über den See, und als ich wieder losschwamm, war auf einmal die Freude wieder da! Die letzten 2 Stunden waren wieder die "einfachsten", der Druck war weg, man freut sich, es fast geschafft zu haben und legt nochmal zu, genießt Sonne, Himmel, Wasser. Witzigerweise meldete sich immer wieder mal die linke Schulter (statt der rechten), zeitweise lahmte meine linke Hand etwas - irgendein Nerv oder Energie-Ungleichgewicht, aber solche Dinge kommen und gehen. Ich versuche dann, bewusste gute Energie in die betreffenden Körperstellen zu senden, schaden tut es jedenfalls nicht.

13 Stunden geschafft - ich war so dankbar! Nächste Woche sind noch ein langer Schwimm und ein long bike geplant, übernächste Woche in Dover dann der nächste 7/6-Stunden-Schwimm unter verschärften Bedingungen. (Ab 24. 7. bin ich drüben zum Akklimatisieren.)

Laufen und Biken stand in der letzten Zeit ein bisschen im Hintergrund, weil der Kanal absolute Priorität hat - wenn ich es erstmal nach Calais schaffe, sollte der Rest nur eine Frage der Zeit sein, und da gibt es keinen Cut-off! Für mich ist die Endzeit nicht wichtig - es ist mehr eine innere Reise, vielleicht eine Art Jakobsweg meinte meine Schwester. Eine Dame aus Deal, Frau eines Schwimmtrainers, mit der ich in Dover am Wochenende ins Gespräch kam, meinte zur Motivation der meisten Ärmelkanalschwimmer: "It's a quest" - eine innere Suche. Ein schöner Ausdruck, erinnert an die indianische "vision quest - Visionssuche". Und viele sagen, der Ärmelkanal ist eine Erfahrung, die ihr Leben verändert hat.

Montag/Dienstag:
2 + 3 h bike Schönau/Weinheim, 1 h Schwimmen im Waidsee am Di.

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