Montag, 16. Juni 2008

14./15 Juni - 30 km im See - Tanz mit den Wellen


Das Wochenende war kalt und nass gemeldet, SEHR kalt und vor allem Sonntag SEHR nass - gut für Kanaltraining (Temperatursturz bis zu 8°C am Morgen, 16-18°C tagsüber). Einerseits sehr willkommen zwar, aber da ich bisher keine Gelegenheit für längeres Kältetraining hatte, wusste ich nicht, wie lange ich es gefahrlos so ganz allein im Silbersee würde aushalten können. 1 Runde dauert immerhin 1 Stunde, zwar ist überall Ufer in der Nähe, aber zurück laufen ist auch nicht besser.

Mein Ziel war, Samstag und Sonntag je 5 Stunden "back to back", soweit wie möglich im kalten See zu schwimmen, den Rest zur Not im warmen Freibad.

Als ich Samstag gegen 9:30 Uhr (7;54 Uhr Abfahrt Ziegelhausen, kalt und düster) am Silbersee ankomme, große Überraschung: fast blauer Himmel, die Sonne ist da. Das Wasser ist kälter als sonst, aber nicht eisig, ca. 19-20 Grad (Dover jetzt: 13-14°C!), wunderbar klar. Die 5 Stunden sind kein Problem, der Wind ist zwar noch kälter, aber die Sonne hilft ein bisschen.

Ich bin unsicher, ob ich noch eine 6. Stunde draufpacken soll, da ich nicht wirklich verausgabt bin und auch Hände und Füße noch nicht kalt sind, will dann aber genug "Hunger" übrig lassen, um am nächsten Tag nochmal 5 Stunden hier durchstehen zu können, auch bei Regen, ohne Sonne. Freibad ist abgeschrieben (25 °C!!), dazu bin ich fest entschlossen.

Radle noch 1 Std. über die Felder zurück nach Mannheim zum Bahnhof statt zur nächsten Station, schaue auf dem Weg noch kurz beim American Football im MTG-Stadium vorbei, was mich an New York erinnert und ganz witzig ist, vor allem wenn es dem Stadiumsprecher genauso geht wie mir nach dem Anstoß: "Wo ist denn der Ball?!" Die Regeln sind für Laien so undurchsichtig, dass ich zu verstehen glaube, wie die Idee zu Calvinball entstanden ist. Aber es ist dynamisch und unterhaltsam, eine willkommene Abwechslung. Um 20 Uhr dann noch Treffen mit Freunden.

Sonntag:
Der Wetterbericht hatte sich erstaunlicher Weise geändert: Regen nur noch am Nachmittag. Super! Wieder mit dem 7:54 Uhr Zug nach Frankenthal, per Pedales zum See. Dickere Wolken, zwei DLRG-Jungs schon da (und 2 Angler am anderen Ufer), sonst absolute Einsamkeit und Stille - von Kuckucksrufen, Fröschequaken und Vogelgezwitscher abgesehen. Als ich mich einfette und grad ins Wasser will, begrüßt uns die Sonne! Während der ersten 3 Stunden schaut sie immer mal kurz raus, eine weitere halbe Stunde später: eine dicke dunkle Wolke schiebt sich über den See - der angekündigte Regen, nur früher. Gegen den auffrischenden Wind schwimme ich zurück, sehe fast nichts mehr vor Regen, dazu haben meine Goggles angefangen zu lecken. Zum Glück sind keine Segler oder Surfer auf dem See, ich bin teilweise blind wie ein Maulwurf. Gute Erinnerung, ein paar neue Schwimmbrillen zu besorgen, zu testen und "einzuschwimmen" für Dover.

Der Regen wird stärker, prasselt herab. Als ich nach 4 h kurz aus dem Wasser steige um nach meinen Sachen zu schauen (gut zugedeckt) und mich mit etwas heißem Ingwertee und Rosinen zu stärken, sind die beiden DLRG-Leute gerade im Aufbruch. Außer mir gab es sowieso niemanden zu beaufsichtigen. "Fertig?" rufen sie mir zu. "Noch eine Runde," antworte ich. "Bei dem Regen!" meinen sie kopfschüttelnd. Haha! Ich steige wieder ins Wasser - wesentlich angenehmer als draußen. Die 5. Runde macht noch einmal so richtig Spaß - erst schiebt mich der Wind von hinten, ich tanze mit den Wellen zum anderen Ufer, genieße das Gefühl von Dynamik und Power, dann auf dem Rückweg heißt es wieder gegen die Wellen "punchen", auch das liebe ich, das beste Training. Eigentlich sollte man speziell bei schlechtem Wetter an den See, solange kein Gewitter droht. Mir wird wieder einmal bewusst, wie gut doch "widrige Umstände" - auch sonst im Leben - sein können, um zu helfen, die eigene Kraft so richtig zum Vorschein zu bringen und zu trainieren. Und wieviel Freude man erhält, wenn man die Herausforderung annimmt statt innerlich Widerstand zu leisten!

Nach den 5 h keine Versuchung für eine Zusatzrunde. Ich hatte innerlich noch ein bisschen das Surya-Lied gesungen, es ist fröhlich, mit einem guten Rhythmus, und dachte, mal testen was passiert...., und tatsächlich kam die Sonne während der letzten Minuten noch etwas raus, ließ ihr Licht silbern auf den Wellen tanzen, und wärmte am Ufer dann schon wieder ein wenig! Ich war happy und dankbar, die 2 x 15 km im See mit freundlicher Unterstüztung von oben geschafft zu haben, wollte aber keine weitere kalte Dusche auf dem Fahrrad riskieren.

Als ich gegen 18 Uhr in Ziegelhausen ankam, war es so dunkel und der Wind bließ so kalt, dass die Vorstellung, 2 x 5 Stunden im See geschwommen zu sein, vollkommen irrationale Züge annahm. Was mich aber wieder beruhigte, da der Kanal-Triathlon auch manchmal irrational anmutet - und ich trotzdem weiß, er ist machbar.

Montag früh 1 Stunde Lauf mit Ellen flach am Neckar entlang, zum ersten Mal nach dem Mannheim-Marathon - gutes, fittes Gefühl. Aber tagsüber dann müde und fröstelig. Einen Ruhetag hab ich mir verdient. Großer Topf Nudeln mit Tomatensauce und Eiskrem - der Körper hat noch Nachholbedarf.

Am Wochenende ist ein Long Swim im Bodensee geplant, bei Kreuzlingen, diesmal mit Begleitung von Helfern. Wassertemperatur dort im Moment nur knapp 17 Grad! (letztes Jahr um die gleiche Zeit schon 20+!) Schaun mer mal, wie lange wir es darin aushalten. Bis zum großen Tag ist noch einiges an Abhärtung notwendig! Aber ich bin zuversichtlich.

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